4 Tipps für mehr Fokus für Kreative
Bist du ein Ideenmensch, aber hast nicht genug Zeit, all deine schönen Ideen umzusetzen?
Wie ist es bei dir und Ideen? Fliegen sie dir zu und du hast mehr, als du Zeit findest, sie umzusetzen? Geht es dir manchmal so, dass du euphorisch etwas Neues startest, aber dann nach ein paar Wochen dir die Puste (oder eben die Zeit) ausgeht, es weiter zu verfolgen?
Oder bist du eher jemand, die innerlich zusammenzuckt, wenn jemand ein „Brainstorming“ vorschlägt und ein beklemmendes Gefühl hochsteigt, man könnte sich vor den anderen blamieren, wenn man auf keine neue Idee kommt?
Mit Sicherheit bist du weder ganz das eine, noch ganz das andere Extrem. Aber ich tippe, dass du hier gelandet bist, weil du eine starke kreative Seite hast und eher in die erste Kategorie „Ideenmensch“ fällst.
Ein Problem – und andere würden es sicher „Luxusproblem“ nennen – ist, dass Ideenmenschen zu viele Ideen haben und zu viele Projekte anfangen. Denn wenn es ein Zuviel wird, dann bleibt irgendwas auf der Strecke. Die Familie, die Gesundheit oder eben das gestartete Projekt selber.
Wo ich das hier gerade schreibe, fällt mein Blick ins Regal, wo ein „Modern Embroidery Set“ mich anlächelt. Ich habe es in der Weihnachtszeit 2021 begonnen. Diese moderne Art zu Sticken, nicht mit Kreuzstich, sondern mit Stichen, mit denen man Bilder gestalten kann mit Punkten, mit Linien, ein bisschen wie gemalt. Ich war Feuer und Flamme und es machte große Freude, die neuen Stiche zu lernen.
Aber wie du siehst, ich habe es nur ein paar Blumen weit geschafft, dann blieb der Stickrahmen liegen und meine Modern Embroidery Karriere auf der Strecke.
Ich weiß gar nicht mehr, woran es genau lag. Sicher eine Kombination aus Zeit, die es kostet, eine neue kreative Technik wie diese Stickstiche zu lernen und der Zeitmangel in der voranschreitenden Weihnachtszeit. Ich weiß noch, wie ich anfangs euphorisch dachte, ich würde „allen“ zu Weihnachten so coole, selbst gestickte Bilder schenken. Und ich habe nicht einmal das erste fertig bekommen!
Wie schaffen es Ideenmenschen also sich besser zu fokussieren?
Fokus und Klarheit sind für mich zwei große Themen seit Beginn des Jahres. Ich habe so viel an meinen Fähigkeiten gearbeitet in den letzten zwei Jahren, jetzt hatte ich das Gefühl, dass ich wieder mehr „raus gehen“ will und etwas Sinnvolles mit meinen Fähigkeiten machen will.
Und ich wollte eine Routine etablieren, wie ich kontinuierlich Woche für Woche Fortschritte mache. In den letzten zwei Jahren hatte ich das „My Year of Art School“ Programm von Lilla Rogers gemacht. Da war mir der Zeitplan durch Kurse und Abgabetermine für Illustrationsarbeiten vorgegeben. Dieses Jahr muss darf ich nun mich wieder völlig selbstständig organisieren.
Tipp 1: Das Konzept der „Big 3“
Das erste was mir ungemein geholfen hat, war eine Podcast Episode von „Courage & Clarity“ mit Steph Crowder, in der sie ein Konzept erklärt, wie man seine Woche produktiv planen kann. Sie nennt es „Big 3“.
In etwas abgespeckter Version mache ich das seit Anfang Januar jeden Sonntagabend oder Montagvormittag.
Zuerst macht man ein „Brain Dump“, also schreibt auf einen Zettel alles runter, was man im Kopf hat und in der nächsten Woche erledigen will oder soll. Natürlich kannst du auch deinen Kalender oder deine Todo-Liste heranziehen, um nichts zu vergessen. Das Ziel ist, wirklich alles raus aus dem Kopf rauf aufs Papier zu bekommen. Egal ob es private oder berufliche Todos sind, Besorgungen, Telefonate, etc. Alles kommt erst einmal auf Papier. Ich mache das in ein Notizbuch statt auf losen Zetteln, um es ggf. am nächsten Sonntag noch einmal durchblättern zu können.
Dann stelle ich mir die Frage, welche eine Sache in der ganzen Liste oder Wörterwolke hat den größten positiven Einfluss auf meine Arbeit, auf meine Familie und welches ist eine absolut notwendige Erledigung, die nicht mehr warten darf.
Diese drei Dinge umkreise ich und schreibe sie dann auf die rechte Seite des Notizbuchs und einer großen Überschrift „Meine Big 3 für Woche XY“.
Über die Wochen wird es tatsächlich immer leichter, diese „Big 3“ heraus zu finden, denn tatsächlich sind sie oft auch ähnlich. Immer auf meiner Liste steht jetzt nämlich, einen Blog Artikel zu schreiben und hier zu veröffentlichen. So habe ich einen Fokus jede Woche für meinen Blog und dich, meine Leser:in. Und wenn ich jetzt zurück schaue und sehe, dass ich heute schon den 6. Artikel in 2023 schreibe, dann bin ich ziemlich happy über den Fortschritt und die Kontinuität und den Fokus, den ich hier an den Tag lege.
Tipp 2: Sich selbst besser kennen lernen
Je besser du dich kennst und verstehst (und dir auch bewusst machst), wie du tickst, desto besser kannst du auch Strategien entwickeln, wie die z.B. mit deiner Ideenflut, deinen liegen gebliebenen Projekten oder zu vielen Todos auf deiner Liste umgehen kannst.
Ich habe vor einigen Wochen ein nettes Quiz gemacht bei Clarity on Fire. Heraus kam, dass ich ein „Firestarter“ sei. Keine große Überraschung, da ich weiß, dass ich es liebe, andere zu inspirieren und eigenes zu erschaffen.
Aber in der Auswertung gibt es auch einige gute Tipps, wie man mit sich je nach „Typ“ umgeht.
Zum Beispiel gibt es da Tipps, wie sich „firestarter“ einen guten, soliden Plan aufsetzen, Aufgaben abgeben können (was uns schwer fällt…) und wie man an einer Sache dran bleiben kann. Ein besonders netter Tipp, den ich tatsächlich gut gebrauchen kann (sehr frei übersetzt):
Gönne dir echte Auszeiten und gehe bewusst in deiner Entspannungszeit offline.
Ideenmenschen brauchen einfach auch mal Pause. Und jeder Input durch Social Media, Medienkonsum, Sachen im Internet lesen, führt bei uns zu einem Kopfkino voller Ideen und triggert, dass wieder Todos in uns hoch poppen, die „wir ja auch noch erledigen wollten“. So kann man nicht entspannen. Stattdessen einfach mal echt das Handy abends ausschalten (ja, ausschalten!) Und ein Buch zur Hand nehmen. Oder einen Stift und Skizzenbuch. 😉 Oder – in meinem Fall – vielleicht endlich wieder den Stickrahmen!
Tipp 3: Morgenseiten oder einfach mal alles runter Schreiben
Vor Jahren habe ich das Buch „Der Weg des Künstlers“ von Julia Cameron gelesen. Ein echter Klassiker. Nur wenige der Übungen sind mir so im Gedächtnis geblieben wie die der Morgenseiten. Die Übung ist total einfach:
Setze dich hin und schreibe drei Seiten voll.
Das ist alles. Ehrlicherweise mache ich es nicht regelmäßig und eigentlich entfaltet sich der echte Nutzen erst, wenn man es zu einer täglichen Praxis macht. Ich habe es früher gemacht und sehr davon profitiert. Aber tatsächlich gehört es aktuell nicht zu meiner Praxis. Aber ich nutze ab und zu, um Klarheit und Fokus zu bekommen. Oder zumindest etwas mentalen Frieden, wenn mir mal wieder zu viele Ideen über den Kopf steigen.
Wenn ich das Gefühl habe, es schwirrt zu viel in meinem Kopf, dann setze ich mich hin und schreibe drei Seiten in mein Notizbuch. Das Schöne an der Übung ist, dass es total frei ist. Wenn ich über etwas sehr nachdenke, dann kommt sehr schnell diese typische Frage hoch, über der ich gerade brüte. Dann schreibe ich einfach die Gedanken, die mir durch den Kopf gehen runter. Es ist eine Art „sich ausspeichern“ und einfach mal alles loswerden. Und es gibt mir ein gutes Gefühl, wenn ich es alles mal vor mir sehe, es festgehalten habe. Manchmal entwickele ich beim Schreiben auch eine Meinung oder eine vorläufige Lösung für die Frage.
In jedem Fall, wenn sich zu viel im Kopf abspielt, hilft es immer, das Ganze mal auf Papier zu bringen, damit der Kopf sich von seiner Aufgabe lösen kann, er müsse alles für uns behalten.
Probiere es mal aus, dann wirst du sehen und spüren, was ich meine.
Tipp 4: Kopf runter, und lauf damit los
Es gibt so einige Sprüche und Redewendungen hierfür. Aktuell schwirrt mir die Variante, die ich irgendwo in Amy Porterfields Podcast „Online Marketing Made Easy“ mal gehört habe:
„Put your head down and run with it.“
Amy Porterfield
Vielleicht würde man bei uns sagen „Augen zu und durch“, aber das hat einen negativen Touch, dass man etwas Unschönes durchmachen oder hinter sich bringen muss. Ich finde dieses Bild „Kopf runter und lauf damit“ positiver.
Das Konzept begegnet uns überall. Im Passion Profile Quiz habe ich es auch gesehen, dort heißt es „Pick an idea and stick with it (for now)“. Wähle eine Idee und bleib dabei (fürs Erste).
Wenn wir viele Ideen haben, müssen wir uns eingestehen, dass wir nicht alle schaffen werden. Zumindest nicht alle gleichzeitig. Deswegen ist ein einfacher Tipp, sich eine, die Beste, die aktuell logisch klingende oder am meisten verlockende Idee heraus zu picken.
Und diese nimmst du wie einen kleinen Schatz und läufst mit ihr los. Zumindest für eine bestimmte Zeit. Nimm dir vor, dich auf diese eine Idee zu fokussieren. Wieviel Zeit wirst du jeden Tag oder jede Woche für diese Idee aufbringen? In welchen Zeitfenstern wirst du an dieser Idee „arbeiten“? Für wie viele Wochen kannst du dich auf diese Idee festlegen – zumindest fürs Erste. Du kannst dir ja einen Kalendereintrag machen, dass du in z.B. 3 Wochen entscheidest, ob du mit dieser Idee weitermachen willst. Vor allem wirst du sehen, dass du endlich Fortschritte mit dieser Idee gemacht hast. Und dass du dich fokussieren kannst!
Fokus ist eine Einstellungssache, keine Fähigkeit. Kreativen fällt es vielleicht schwieriger, weil die Versuchung, andere Ideen zu verfolgen, so groß ist. Aber weil wir oft auch „Macher“ sind, sind wir prinzipiell auch ganz gut in der Umsetzung.
Ich bin gespannt, was du dazu sagst!
Wie geht es dir mit deinen Ideen und vielfältigen Projekten?
Hast du noch andere Tipps, wie du es schaffst, dich zu fokussieren?
Schreib mir super gerne einen Kommentar oder eine E-Mail an creatipster@gmail.com.
Liebe Grüße
Silja