Wie ich mit diesem 10-Minuten-Trick meine Wohnung verschönere
… oder in den Griff kriege, könnte man auch sagen.
Vor einer guten Woche habe ich mit einem Experiment begonnen: für sechs Wochen will ich jeden Tag 10 Minuten “decluttern” (sprich: di-kladdern). Man könnte auch “ausmisten” sagen, aber das Wort weckt bei mir die Erinnerungen an viele Stunden zähen Sortierens, sich von schönen Dingen zu trennen und insgesamt einfach negativen Erfahrungen. Oft habe ich auch aufgegeben oder war so froh, als ich damit fertig war, dass ich es gleich für ein paar Jahre (oder zumindest Monate) nicht wieder tat.
Diesmal soll es anders sein – und ist es schon! “Di-kladdern” klingt nicht nur lustig, sondern bringt sogar ein wenig Spaß. Vor allem gibt es mir seit ca. 10 Tagen jeden Tag ein so gutes Gefühl.
Sobald morgens mein Großer im Kindergarten ist, ich mit dem ganz Kleinen zu Hause bin, er versorgt ist und selig ein Vormittagsschläfchen hält, “decluttere” ich für 10 Minuten.
Das System ist denkbar einfach:
- Nimm dir einen ganz bestimmten Ort vor (eine Schublade, ein Regal, die Oberfläche von einer Kommode) – mehr nicht
- Stelle einen Timer auf 10 Minuten und starte ihn
- Dann räumst du alles raus und bildest einen Haufen auf dem Boden
- Jetzt geht es los mit dem Sortieren in vier Stapel: hier behalten, an einem anderen Ort behalten, verschenken und entsorgen
- Am Schluss den “Hier behalten” Stapel in die Schublade, Regal o.ä. zurück räumen, die Sachen für einen anderen Ort dorthin einsortieren, Sachen zum Verschenken in eine Tüte und dann eben dem Beschenkten zukommen lassen und den Rest eben in den Müll.
Überraschenderweise klappt das alles meist sehr gut in 10 Minuten. Man darf sich eben nur nicht einen ganzen Schrank oder gar ein Zimmer direkt vornehmen, sondern eben nur eine kleine Fläche, die irgendwie voll ist.
In den letzten Tagen habe ich die Schublade mit meinen Socken und Strumpfhosen “di-kladdert”, die Schublade, in die immer alles an Kruscht kommt, was wir so in die Wohnung tragen, zwei Boxen mit Bastelmaterial und Papieren, zwei Regale mit Drogerieartikeln und Reinigungsmitteln, drei Schubladen mit Kindersachen für den Kleinsten und den Medikamentenschrank.
Jedes Mal habe ich danach ein super Gefühl: es ist ordentlicher, ich weiß wieder genauer, was wir besitzen (und was wir noch oder neu brauchen oder eben nicht), ich habe etwas geschafft und ich fühle mich befreit.
Dieser ganze Kram, der nur so halb sortiert und geordnet in den Schränken und Schubladen der Wohnung schlummert, ist eine dunstige Belastung. Abgesehen davon dass man ständig etwas sucht und sich erst durch etwas anderes hindurch wühlen muss, ist es häufig auch Verschwendung. Weil man Sachen neu kauft, die man irgendwo sogar noch hat (Beispiel Reinigungsmittel: wir hatten drei Dosen Rohrreiniger…). Oder weil man Dinge aufhebt, die man gar nicht mehr benutzen wird (Beispiel abgelaufene Medikamente, solche, wo der Beipackzettel fehlt oder solche, bei denen nicht klar ist, wann sie geöffnet wurden).
Wir sind gerade in eine neue schöne Wohnung gezogen und genießen den Platz. Es luftig in den Räumen und in keiner Ecke fliegt irgendetwas rum. Ein total schönes Gefühl! Es versprüht eine Art von Ruhe und lässt Platz für die Spielabenteuer unseres Großen oder auch für meine kreativen Projekte. Nebenbei ist es sogarleichter zu reinigen…
Ich werde echt gerade ein großer Fan vom täglichen Decluttern! Nur 10 Minuten… das macht echt schon was aus. Denn was mir jetzt schon auffällt:
- In vielen kleinen Schritten, kommt man so in einer Woche oder zehn Tagen echt schon sehr weit
- Wenn man es täglich ein ganz klein wenig macht, wird es zur Gewohnheit. Der Angang ist dann jeden Tag gar nicht mehr groß. Auch weil man ganz schnell wieder fertig ist.
- Man fängt an, den Tag über nach Schubladen oder Regalen Ausschau zu halten, die man endlich mal “decluttern” möchte. Am besten notiere ich mir diese dann, damit ich am nächsten Tag schnell weiß, wo ich heute starten will.
- Gleichzeitig wird man aber auch härter gegenüber sich selbst: mir kommt die Wohnung jetzt immer total unaufgeräumt vor, sobald mal nicht alles schön verräumt ist und kein einziges Teil auf der Küchenarbeitsplatte steht. Daran muss ich wiederum arbeiten: dass man nicht den ganzen Tag hinter der Familie (ich inklusive) hinterher räumt. Nein, es geht ja nur um diese eine Schublade pro Tag.
- Man kauft weniger ein. Ohne Witz, schon jetzt werde ich skeptischer bei Shopping Trips durch den Drogeriemarkt oder das Internet: brauche ich das wirklich? Wie lange werde ich es schön finden? Habe ich nicht schon genug davon?
- Und zuletzt natürlich: Es gibt einem echt ein super Gefühl! Jeden Tag, aber auch insgesamt, dass ich nun sagen kann, dass ich es schon seit 10 Tagen täglich mache. Mal sehen, ob es bei den sechs Wochen bleibt…
Zum Abschluss noch drei Tipps von Joshua Becker von Becoming Minimalist, bei dem ich gerne zum Thema lese und danach spätestens wieder Lust habe auf eine Runde “Decluttern” und von Leo Babauta von zenhabits, der auch regelmäßig zu diesem Thema schreibt:
- “Fang nicht bei deinen Kindern an.” (Joshua Becker) – Es ist verlockend, mit den Spielzeugkisten zu starten, weil man an den Sachen nicht so hängt. Aber es ist nicht fair den Kindern gegenüber. Wenn du selbst 30 Jahre gebraucht hast, um zu verstehen, dass du zuviel anhäufst, dann fange bei dir selbst an.
- “Decluttere erst die Orte, die du täglich siehst.” (Leo Babauta) – Fang nicht im Keller an, der ist meist eh zu groß und abschreckend. Außerdem sieht man da seinen Erfolg nicht ständig im Nachhinein. Suche dir lieber Oberflächen von Kommoden und Regalen aus zum Anfangen, auf die du ständig im Wohnzimmer, in der Küche oder im Arbeitszimmer guckst. Da siehst du dann das Resultat jeden Tag und erfreust dich daran. Da bekommt man gleich wieder Lust auf die nächste 10-Minuten-Session.
- Wenn du die Dinge sortierst, hilft es, sich zu fragen: “Do I love it?”, ” Do I need it?” (Leo Babauta) und (das habe ich für mich dazu genommen): “Wäre jemand anderes damit glücklicher als ich?” Mit diesen drei Fragen kann man meist sehr gut sortieren. Die Sachen, die ich liebe, bekommen oft einen neuen Ort, die Sachen, die ich brauche, bleiben in der Schublade/dem Regal und die Sachen, die ich vielleicht nicht mehr so nutze, aber die jemand anderes gut gebrauchen könnte, wandern in den Verschenken/verkaufen-Stapel.
Verschenken oder verkaufen klappt super bei ebay oder ebay-Kleinanzeigen. So habe ich z.B. ein altes Leder-Filofax, das ich damals in London bei Harrods für, ich glaube, 50 Pfund (!) gekauft hatte und wirklich geliebt hatte, für schlappe fünf Eure vertickert. Als ich es gestern bei der Post verschickte, zwinkerte ich dem Päckchen zu und wünschte dem Filofax, dass nun jemand anderes viel Freude haben möge und es eben noch ein paar Järchen mehr nutzen würde. Da hab ich mich gefreut.
Habt einen schönen Tag!
Silja