Japanisches Ensō üben – Eine Alltags-Kreativ-Übung
Für meine heutige Kreativ-Inspiration hin zum Wochenende habe ich eine Übung für dich aus der japanischen Zen Kalligraphie. Ich habe eine Übung entdeckt, die japanische Künstler und Zen Meister schon seit Jahrhunderten üben, um an ihren Kalligraphie-Fähigkeiten zu arbeiten und als Ausdruck von höchster Konzentration, Fähigkeit und Achtsamkeit. Spannend, oder? Es geht um Japanisches Ensō!
Was ist das Japanische Ensō?
Japanische Kunst, Design und die Liebe zu Kalligraphie und dem Zeichnen in Japan finde ich total faszinierend. Das Ensō (japanisch 円相 Kreis) ist ein Symbol aus der japanischen Kalligraphie. Tatsächlich ist es ein Kreis, ein kreisrunder um genau zu sein – und gerne ein wenig geöffnet.
John Daido Loori, Abt eines Zen Klosters in New York und Autor vieler Zen Bücher, schreibt, dass das Ensō vielleicht sogar eines der am häufigsten verwendeten Symbole in der Zen Kalligraphie sei und dass es für Erleuchtung, Macht und das eigene, einzigartige Selbst stehe (Jude Stewart, „Patternalia”, S. 34).
Man sagt wohl, dass das Innerste eines Künstlers in dem Ensō zum Ausdruck gebracht würde.
Manche japanischen oder Zen Kalligraphie Künstler verwenden viel Zeit auf das Üben dieses Kreises.
Bei dem Kreis handelt es sich um einen so perfekt wie nur möglich mit Tinte gezogenen Kreis, wobei man den Pinsel natürlich nicht absetzen darf.
Manchmal bzw. eigentlich sogar sehr häufig wird der Kreis am Ende sogar nicht geschlossen, sondern eine Öffnung gelassen. Die Bedeutung dieser Öffnung wird unterschiedlich interpretiert. Für manche Künstler bedeutet die Öffnung einen Hinweis auf das Unperfekte. Auch in der japanischen Wabi Sabi Philosophie kommt immer wieder die Unperfektion von Dingen, vom Leben, von allem vor. Andere begreifen es als Zeichen dafür, dass der Kreis nicht allein für sich steht (und abgeschlossen ist), sondern dass er Teil etwas Größeren sei (Wikipedia).
In der Praxis wird so ein Ensō zudem häufig von einem kurzen Zitat oder Stück Text begleitet und dann mit der Signatur (oder einem Stempel) des Kalligraphie-Künstlers versehen.
Das sieht echt scho wie ein Kunstwerk für sich aus. Schau mal bei Google nach, da findest du tatsächlich ganz viele tolle Beispiele.
Wie kannst du jetzt das Ensō als Inspiration für deine eigene kreative Praxis nutzen?
Ganz einfach. Wir üben auch ein Ensō zu malen! Nimm dir Pinsel und Farbe oder einen Stift zur Hand und zeichne Kreise. Das ist tatsächlich eine sehr gute Übung für jegliche Auge-Hand-Koordination.
Mit einem Pinsel ist es natürlich schwieriger als mit einem Stift, da die flexible Pinselspitze unter Kontrolle behalten sein will.
Aber es bringt auf jeden Fall Spaß!
Und ja, auch Konzentration. Es geht schnell und du kannst es einfach so, sogar mal zwischendurch, in der Pause oder abends bei einer gemütlichen Tasse Tee üben.
Na, komm, lass dich von ein paar japanischen Ensōs im Internet faszinieren, von meinen wackeligen Versuchen bestärken und mach dein eigenes draus.
Übrigens, neben dem Patternalia-Buch von Jude Stewart hatte ich auch “The Practice” von Seth Godin vorhin zufällig aus dem Regal gezogen. Und siehe da, was ist denn das da auf dem Cover? Sind das vielleicht Ensō-Kreise von Seth Godin?
Viel Spaß! Trau dich!
Deine Silja