10 min. kreativ sein,  Kreativ im Alltag,  Kreativität

Was ist das #the100dayproject ? + Tipps, wie du dein Projekt auswählen kannst

Nächste Woche Mittwoch, am 22. Februar 2023, startet eine Kreativ-Challenge, die es schon seit über 10 Jahren gibt. Das „the 100 day project“. Ursprünglich wurde diese Challenge 2009 von der Designerin Emma Rogan ins Leben gerufen, um sich selbst und andere zu ermutigen, eine tägliche kreative Gewohnheit zu entwickeln. Die heutige „Gastgeberin“ ist Lindsay Jean Thomson, die es nun zum 10. Mal in der online und Social Media Welt voran treibt. 

Die Regeln sind sehr einfach: Man wählt ein kreatives Projekt oder Thema, schafft 100 Tage lang jeden Tag etwas und teilt seine Fortschritte in den sozialen Medien unter dem Hashtag #the100dayproject. Die Teilnehmer können jede kreative Disziplin wählen, von Malen und Zeichnen über Fotografie und Schreiben bis hin zum Kochen.

Die Aufgabe an sich ist recht flexibel, so dass die Teilnehmer ihre eigenen Ziele und Parameter festlegen können. Man kann es nutzen, um jeden Tag ein fertiges Werk zu schaffen, oder um kontinuierlich an einem Werk zu arbeiten oder einfach, weil man sich Zeit für eine tägliche kreative Praxis nehmen will. Das ist für mich der Hauptgrund. Wenn du gern kreativer wärst in deinem Alltag oder deine Kreativität ausleben möchtest, wieder mehr Ideen haben möchtest oder einfach eine Technik oder ein Motiv neu lernen möchtest, dann ist der Schlüssel eine kreative Gewohnheit zu entwickeln. Am besten eine tägliche Gewohnheit. Denn „Klein Vieh macht auch viel Mist“, jeden Tag ein kleiner Schritt und du legst auf Dauer eine irre Strecke zurück! 

Hier findest du  mehr Informationen zur Challenge , wenn es dich interessiert.

Was ich glaube, dass ich bisher falsch gemacht habe

Ich habe schon dreimal mit einem persönlichen 100-Tage-Projekt angefangen, aber ehrlicherweise es nie wirklich bis zum Schluss durchgehalten. Deswegen habe ich mir meine Gedanken gemacht, was letztes Jahr „schief gegangen“, wie ich es diesmal anders und besser machen will und ein paar Tipps für dich, wie du dein eigenes Projekt so aufsetzen könntest, dass du es möglichst lange durchhältst und vielleicht sogar bis zum Ende schaffst. 

  1. Ich habe mir ein zu großes, tägliches Ziel gesetzt. Letztes Jahr habe ich im Januar mit einer persönlichen kreativen Challenge begonnen, und wollte jeden Tag einen Spruch als Handlettering digital illustrieren. Direkt zu Jahresbeginn, es waren noch Ferien, da hatte ich etwas mehr Zeit und schon nach den ersten Tagen war ich soweit, dass ich 4-5 Stunden jeden Tag an dem Lettering gezeichnet habe. Mein Anspruch war quasi gleich durch die Decke gegangen. Ich war total begeistert von meinen Ergebnissen und glücklich beim Malen an sich. Aber es war natürlich utopisch, Letterings von dieser Qualität auf Dauer in meinen Alltag zu integrieren. 
  2. Ich habe mir zu viele Freiheiten gelassen und keinen Rahmen abgegrenzt. Ich hatte mir als Technik gesagt „digitale Illustration“, mehr nicht. So hatte ich also alle Möglichkeiten hinsichtlich der Farbwahl, der Schriftstile, der Länge der Sprüche usw. Das hat zwar Spaß gemacht, aber auch das steigert den Zeitaufwand. Jeden Tag hatte ich zunächst mehrere Minuten eine Ideenphase und habe bis zu einer Stunde für die Grobskizzen gebraucht, bis ich mich für eine Komposition entschieden hatte. Der Schlüssel sind also möglichst enge Grenzen und Rahmenbedingungen sich zu setzen. 
  3. Ich hatte keine feste Zeit oder Ort, sondern habe einfach „sobald ich Zeit hatte“, daran gemalt. Das ging in der Anfangseuphorie gut und auch noch eine Weile, da es für ja „Portfolioarbeit“ war, aber sobald Aufträge und Deadlines von anderen Projekten kamen, war es immer schwierig und das Zeichnen verlagerte sich in die Abendstunden. Und auch das ist dauerhaft nicht durchhaltbar (für mich).
  4. Als die Zeit knapp wurde, habe ich einfach weiter gemacht ohne zu reflektieren. Das war auch ein Fehler. Ich habe noch einmal den Kurs korrigiert und dann nur noch einzelne Buchstaben gemalt. Aber selbst die waren noch zu umfangreich – oder haben mir nicht so viel Spaß gemacht, dass ich dabei geblieben wäre. Stattdessen hätte ich eine Art „Feedback-Loop“ für mich selbst einrichten müssen und mich wirklich jede Woche am Ende der Woche fragen müssen „Wie läuft das Projekt? Wieviel Zeit benötigst du? Glaubst du, dass du nächste Woche das Projekt durchhalten wirst, wenn du so weiter machst wie bisher – oder was kannst du ändern, damit es wieder mit deinem Alltag vereinbar ist?“

Du weißt ja, ich bin Optimistin (und auch ein bisschen ehrgeizig). Nächste Woche, am 22. Februar, startet das offizielle the100dayproject 2023. Ich bin also dabei! Und dieses Mal will ich es durchhalten. 

Was ich dir für dein eigenes Projekt ans Herz legen würde

Also erst einmal, ich kann dir total ans Herz legen, es mit einem täglichen kreativen Mini-Projekt zu versuchen. 

Denn es ist einfach so schön, mit den Händen etwas Kreatives zu schaffen, was vorher nicht da war. Und der Schlüssel ist einfach die tägliche Praxis. Wie auch bei der Bewegung, bei der Ernährung, bei allem. Du bist die Summe deiner täglichen Handlungen. Und wenn es Aktivitäten gibt, von denen du weißt, dass sie dir gut tun, dir Freude bereiten, dich ein bisschen gesünder machen, dann versuche, solche Aktivitäten in deinen Alltag so zu integrieren, dass sie leicht sind, dir Spaß bringen oder solche Erfolge, die dich motivieren weiterzumachen. 

Was könnte dein Mini-Projekt sein?

Der 22.02.2023 ist nächsten Mittwoch. Nimm dir doch jetzt einen Stift zur Hand und schreibe ich paar Ideen auf, welches kreative Projekt oder Mini-Projekt dich interessieren könnte! Portraits zeichnen, Sprüche mit Handlettering illustrieren, Blumen mit Aquarelle malen? Worauf hättest du (mal wieder) Lust? Was würdest du gerne besser können? Was wolltest du schon länger mal ausprobieren?

Mit welcher Technik möchtest du kreativ sein?

Welche Technik möchtest du anwenden? Sei hier so konkret wie möglich. Denk dran, die Eingrenzung ist total wichtig, um den Umfang im Zaum zu halten. Erweitern kannst du ja z.B. nach 20 Tagen immer noch. Tatsächlich ist es in der Kunst oft so, dass durch die Reduktion der Möglichkeiten die Kreativität noch mehr gereizt wird und wir dann überrascht sind, „was dann doch möglich ist“. Du könntest dir z.B. sagen, dass es nur schwarz-weiß Zeichnungen sein dürfen, oder sogar nur eine Farbe in ihren Schattierungen fürs Kolorieren verwendet werden darf (das nennt man monochromes Malen).

Wieviel Zeit möchtest du jeden Tag für deine kreative Praxis reservieren?

Diese Frage ist wirklich zentral. Setze dir lieber ein kürzeres Ziel, dann kannst du an Tagen, wo du mehr Luft hast, ja trotzdem länger machen. Aber an den Tagen, wo es schwierig ist, sollte es eben doch noch irgendwie zu schaffen sein. Wenn du wirklich ganz neu mit einer kreativen Praxis anfängst, würde ich dir sogar so etwas wie 5 Minuten empfehlen. Es muss so kurz sein, dass du es auch wirklich machen wirst. Dass es sich quasi wie nichts Großes anfühlt und auch nochmal „kurz zwischendurch“ reingeschoben werden könnte. 

Wann wirst du jeden Tag diese Zeit für dein Projekt nehmen?

Gibt es eine bestimmte Uhrzeit, die du festlegen kannst? Eine feste Uhrzeit kann eine Hilfestellung für dein Projekt sein. Immer wenn es 12 Uhr ist, setzt du dich noch für 5 Minuten an dein Projekt. Oder – wenn du ganz gut bist – machst du es direkt morgens nach dem Aufstehen. Das fühlt sich dann oft besonders schön an, weil man dann so kreativ wach und glücklich über diesen ersten kleinen Erfolg am Morgen in den restlichen Tag startet. Ehrlich gesagt, für mich würde das nicht funktionieren auf Dauer, weil das mit den Kids bei uns einfach zu strubbelig morgens ist. Aber ich kenne viele, die das so machen, vor der Arbeit erst etwas für sich selbst tun. Das ist sehr wertvoll, wenn man das schafft. 

Wo wirst du dich für deine kreative Praxis hinsetzen?

Es kann auch helfen, den Ort genau zu bestimmen – und idealerweise richtest du dir dafür auch einen festen Platz ein! Wenn der Schreibtisch aufgeräumt ist, ein schönes Blatt bereit liegt und dich einlädt, dich hinzusetzen und kreativ zu sein, ist das sehr fördernd. Ich räume immer am Ende des Tages meine Schreibtisch komplett leer. Ich brauche dieses Leere, damit ich am nächsten Tag neu starten kann. Ich mag das, wenn mich nichts ablenkt. Das gibt so eine kleine Ruhe, sobald ich mich hinsetze und anfange zu arbeiten. 

Wie kannst du es dir einfach machen?

Der Schlüssel fürs Durchhalten ist, es dir so einfach wie möglich zu machen. Wenn du z.B. etwas mit Fotografieren machen willst, dann wähle dein Motiv so, dass du es unterwegs auf einem Weg machen kannst, den du eh jeden Tag zurück legst. Oder knüpfe dein Zeichenprojekt an eine bestehende Gewohnheit, z.B. morgens, wenn du deinen ersten Kaffee oder Tee trinkst, oder als Belohnung, wann immer du die Wäsche zusammen gelegt hast. 

Auch kann es den Prozess einfacher gestalten, wenn du dein Material so einfach hältst, dass du schnell starten kannst. Meine Schwester strickt sehr viel und gerne und hat immer alles, was sie für ihr aktuelles Projekt braucht in einem Beutel, den sie in ihre Handtasche stecken kann und hat so immer alles parat, um wo und wann auch immer weiter zu stricken. Ich werde für mein Projekt mit Aquarelle malen und werde mir ein kleines Päckchen packen aus einem kleinen Aquarellkasten, einem Pinsel, einem Fineliner und einer Dose mit DINA6 Postkarten. Dieses Päckchen kommt dann in meinen Rucksack, den ich immer dabei habe, so dass ich immer alles für mein Projekt dabei habe.

Welches ist jetzt dein konkretes Projekt oder kreatives Vorhaben für eine tägliche kreative Praxis?

So, jetzt gehe noch einmal zu deinen Ideen aus der ersten Frage zurück und überlege dir, welches Motiv oder Projekt du machen willst. Wie kannst du es eingrenzen oder beschreiben, so dass es mit den Parametern, die du dir in den übrigen Fragen überlegt hast, zusammen passt?

Ansonsten gibt es noch ein paar Dinge, die du vorbereiten kannst. Male dein Motiv mal zur Probe und schau, wie lange du wirklich brauchst.

Mein kreatives Projekt lautet wie folgt: ich werde jeden Tag für 15 Minuten eine Blume mit Fineliner und Aquarelle auf eine DIN A6 Postkarte zeichnen und den Namen der Blume dazu schreiben. Ich mache dies jeden Morgen, während ich meinen ersten Kaffee am Schreibtisch trinke.

Gestern habe ich ein paar Blumen in unterschiedlicher Weise gemalt und notiert, wie lange ich für jedes Motiv gebraucht habe. So kann ich jetzt besser einschätzen, was ich in 15 Minuten schaffen kann. Und nebenbei ist es ein schöner Startpunkt, um zu sehen, wo ich aktuell stehe.

Meine “Testblumen”
Hier ein Beispiel von relativ schnell in 10 Minuten gemalten Blumen
Zum Vergleich: links eine Calla in 15 Minuten, die ich erst mit Fineliner vorgemalt und dann zügig und grob koloriert habe. Rechts habe ich die Calla erst mit Bleistift skizziert, dann mit Wasserfarben gemalt und schließlich mit dem Fineliner die Konturen nachgezogen. Das hat dann 25 Minuten gedauert.
Für dieses Beispiel habe ich erst die Formen mit Aquarelle auf das Papier gemalt, links etwas präziser, rechts lockerer. Dann habe ich es kurz trocknen lassen und am Ende mit dem Fineliner Akzente gesetzt. Das Ergebnis gefällt mir am besten, hat aber 20 bzw. 25 Minuten gedauert. Ich muss also mal schauen, wie ich diese Technik kürzen kann (oder das Motiv einschränke, z.B. nur eine Blüte), damit ich dies in 15 Minuten schaffe.

Vielleicht musst du auch noch etwas an Material besorgen? Ich habe zum Beispiel so Aquarellpostkarten besorgt, damit ich einerseits eine relativ kleine Fläche zum Malen habe (Zeitbegrenzer!) und damit es möglichst einfach ist zu starten. 

Hast dich die Lust gepackt mitzumachen? Lass mich gerne wissen, ob und mit welchem Projekt du starten willst!

Wenn du Blumen malen magst, dann mach doch einfach das gleiche Projekt wie ich. Lass es uns gemeinsam machen! Wir malen jeden Tag eine Blume und ermuntern uns gegenseitig weiter zu machen! 

Lass uns die Welt mit unserer Kreativität fröhlicher machen! 

Zum Schluss noch ein sehr schönes Zitat von James Clear:

“Every action you take is a vote for the person you wish to become.”

Jede Handlung ist eine Stimme für die Person, zu der du werden möchtest.“ James Clear

Mit kreativen Grüßen

Silja

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