Eine Woche lang Hand Lettering – Technik, Inspiration, Übungen und Beispielschriften
Ich liebe es kreativ zu sein. Am liebsten jeden Tag. Irgendetwas schaffen, kreieren. Auf einem weißen Blatt Papier. Aus schön gemusterten Stoffen. Ich liebe es, am Ende tatsächlich etwas in den Händen zu halten oder anschauen zu können. Um neue Techniken zu lernen und zu üben und eben jede Woche einen Anstoß zur Kreativität zu haben, mache ich zur Zeit einen Kurs bei der Sketchbook Skool. Diese Woche stand Hand Lettering auf dem Stundenplan.
Wenn ich was Kreatives mache, kann ich abtauchen. Mein Kopf wird irgendwie ruhig, die Gedanken treten in den Hintergrund. Das ist tatsächlich so, weil die rechte Gehirnhälfte arbeitet. Dann wird die linke, die für unsere Sprache und das logische Denken (die nächsten Stunden, Tage etc. planen), ruhig gestellt. Daher hat das kreativ Sein für viele auch so etwas Entspannendes und auch meditatives. Manchmal rege ich mich dabei natürlich auch total auf. Verzweifle ein bisschen, wenn etwas nicht so klappt, wie ich es mir wünsche. Aber in den Minuten, in denen ich genau weiß, was ich gerade zu tun habe – eine Naht zu nähen, eine Skizze mit Fineliner schön nachziehen – da bin ich hoch konzentriert, total wach und absolut ruhig. Das ist ein cooles Gefühl!
Wenn ich mit meinem kleinen Projekt fertig bin, kommen all diese schönen positiven Gefühle und Glückshormone an. Ich bin stolz auf mein Werk, happy und dankbar, dass ich mir an dem Tag die Zeit nehmen konnte, erfreue mich an meinen Fortschritten, oder freue mich darauf, das kleine Werk bei nächster Gelegenheit an jemanden zu verschenken.
Kurzum, ich liebe es kreativ zu sein. Daher suche ich immer nach Inspirationen oder sog. “Prompts”, also Anstößen für kleine kreative Einheiten im Alltag oder schlichtweg eine Idee zum Zeichnen. Am liebsten sollen es Projekte sein, die vergleichsweise schnell gehen, maximal ein oder zwei Stunden, denn mehr kann ich in meinen Alltag nicht einbauen.
Aber natürlich hat auch mein kreatives Oberstübchen diesen fiesen Haustiermischling aus Schwein und Hund. Und so als frischgebackene zwei-Fach-Mama ist die Freizeit eher rar. Immer wieder reißen meine guten Vorsätze und “jeden-Tag-“Projekte wieder ein. Mittlerweile mache ich mir dafür aber keiner lei Vorwürfe, weiß ich doch, dass mein Drang was kreatives zu Schaffen so stark ist, dass ich spätestens nach ein paar Tagen wieder mal eine kreative Runde mit irgendeiner Technik drehe. Trotzdem helfen mir Anstöße ungemein.
Daher habe ich daher einen 6-wöchigen Kurs bei der “Sketchbook Skool” begonnen. Da gibt es jede Woche eine kreative Technik als Thema, vorgestellt und virtuell unterrichtet von einem Künstler. Die Videos sind sehr schön und professionell gemacht und die Anstöße zum Kreativ Werden sind super.
Meine erste Woche stand ganz im Thema von Hand Lettering.
Hier gibt’s übrigens vorab kurz eine Übersicht meiner bisherigen Posts zum Thema Hand Lettering
– Basics anhand eines Beilegers der Flow
– einige Übungs-Alphabets und eine eigene Geburtstagskarte gestaltet
– Übung: eine Seite mit Begriffen in vielen unterschiedlichen Schriften gestalten
– noch mehr Beispiele für Schriften
– mit Hand Lettering Karten zur Hochzeit oder Konfirmation gestalten
– eine eigene Schrift entwerfen und damit eine Geburtstagskarte gestalten
– Kalligraphie, hier ein paar Basics und Übungen
– Übersicht über die von mir am liebsten verwendeten Materialien
Aber was habe ich jetzt Neues in dieser Woche Hand Lettering gemacht?
Erst einmal Schriften üben – Serif, Sans Serif und Cursive
Zunächst einmal habe ich richtig systematisch ein paar Schriften, also ganze Alphabete geübt.
Liniertes Papier hilft… Immer schön mit Baseline, Cap Line und Mittellinie, gell?
Hier erst einmal eine “Serifenschrift”, also eine Schrift, die immer diese kleinen Striche an den Ecken und Enden der Buchstaben hat. Diese Übung war total gut, um sich echt einmal bewusst zu werden, wo diese ganzen kleinen Striche sitzen. Es sind nämlich gefühlt viel mehr als ich vom bloßen Betrachten der Serifenschrften (Times New Roman ist hier übrigens der Klassiker) gedacht hätte.
Dies ist eine kursive Schrift, die einer Handschrift ähnlich ist und der Kalligraphie angelehnt ist. Aber eben etwas freier interpretiert. Mir gefällt diese Art der kursiven Schrift so gut, weil sie moderner als die Kalligraphie daher kommt.
Hier meine “Sans Serif Schrift”. Mir gefällt es so gut, wenn gerade US-amerikanische Illustratoren kleine Beschriftungen an ihre Zeichnungen machen. Hier habe ich versucht, mir eine “schöne Druckschrift” anzueignen. Die Font habe ich bei urbanfonts gefunden; sie heißt Amatic.
Hier noch eine sehr verspielte Sans Serif Schrift. Sie stammt aus dem wunderbaren Kinderbuch “Eins Zwei Drei Tier”.
Übung: Mit Schriften experimentieren und Spaß haben
Aber eigentlich hieß die Aufgabe der Instruktorin Koosje Koene “Play with fonts”. Nun ja, nee, gespielt hatte ich mit den Schriften nicht, sondern eher hardcore geübt. Also fing ich an irgendetwas zu schreiben… Buchstaben irgendwie zu platzieren und zu zeichnen. Aber sonderlich schön fand ich das Ergebnis nicht.
In meinem Buch “Creative Lettering” fand ich durch Zufall einen Doodle Prompt, der etwas Hilfestellung für das Herumspielen mit Schriften gab. In der Mitte anfangen und dann peu à peu nach außen vor arbeiten, indem man immer ein weiteres Wort anfügt, nicht zu weit von den bisherigen entfernt. Und dabei sich treiben lassen, welche Wörter man als nächstes illustriert.
Bei mir war der Beginn “Hand Lettering”. Weil ich ja gerade eine Woche Kurs machte, fügte ich das “101” an, um soz. “Hand Lettering 101” zu sagen, also der Anfängerkurse an amerikanischen Schulen. Dann zeichnete ich ein “Love” so wie es der Künstler in dem Buch gemacht hatte und kam auf die Idee, das “Love” noch einmal weiter links andersherum schattiert zu zeichnen. Daraus wurde “Love ist all around”, was sodann als Ohrwurm durch meinen Kopf surrte. Und dann surrten die Beatles weiter mit “Yeah Yeah Yeah”. Was gar nicht passte, aber es war witzig. Na und so ging es irgendwie weiter und dieses Bild baute sich auf. Wirklich eine wunderbare Idee bzw. Inspiration, sich derart treiben zu lassen und einfach Spaß zu haben.
Übung: Sprüche mit Hand Lettering gestalten
Sehr gut lassen sich schöne Sprüche mit Hand Lettering gestalten. Das ist auch eigentlich das, wofür ich Hand Lettering lernen möchte. Hier habe ich es diese Woche versucht. Erst einmal ein schön kurzer Spruch.
Man soll sich ja überlegen, welches die wichtigsten Wörter des Spruches sind und diese dann besonders hervorheben – am besten in einer Schrift, die die Bedeutung des Wortes unterstreicht.
Hier waren die wichtigen Wörter “Sinn”, “Lebens” und “Leben”. Aber da es so wenige Wörter waren und dann auch noch zweimal fast das gleiche darunter war, und die Wörter abstrakt waren, fiel mir das mit dem Sinn unterstreichen sehr schwer.
Also wollte ich als nächstes einen Spruch mit Hand Lettering gestalten, der etwas bildlicher war und mir das unterstreichen der Bedeutung zu üben ermöglichte.
Dieser schöne Spruch sollte es sein: Das Setzen der Segel, nicht die Richtung des Windes bestimmt, welchen Weg wir einschlagen. Von Jim Rohn.
Und ja, das ging viel besser. Das “Segel” konnte ein bisschen wellenartig schwingen. “Setzen” sollte dagegen etwas fester und bestimmt wirken. “Richtung” und “Wind” sollten Bewegung erhalten durch eine kursive Handschrift. Und ganz toll fand ich meine Idee, das “einschlagen” von Weg auf einen Pfeil zu platzieren.
Neue Schriften und Inspirationen in Schaufenstern entdecken
Was ich diese Woche außerdem noch mitgenommen habe, ist es ein Auge für Inspirationen im Alltag zu haben. So schaue ich jetzt zum Beispiel bewusst in die Schaufenster von Läden, an denen ich vorbeigehe, ob sie irgendwelche Artikel oder Schilder mit schönen Schriften haben und knipse davon ein Foto. So möchte ich meine persönliche Inspirationsbibliothek an Schriften zusammen sammeln.
Hier fand ich schön, dass die eigentlich fetten sans-serifen Druckbuchstaben durch einen großen Zeichenabstand so elegant und doch wieder luftig wirken.
Bei dem “Hurry” fand ich spannend, wie die Buchstaben in mehrere Blöcke zerlegt und coloriert werden. Das wirkt irgendwie “handgemacht”, ein bisschen wie mit Bauklötzen gelegt und kindlich verspielt.
Die Schreibschrift ist auch modern und hübsch.
So, das war meine erste Woche Sketchbook Skool. Es hat mir super gut gefallen und viel Spaß gemacht. Ohne die Anstöße aus dem Kurs hätte ich mir diese Woche – gerade weil ich ja ein kleines Baby habe – sicher nicht diese Stunden Zeit genommen. Außerdem habe ich tolle neue Schriften mir angeeignet, neue Tipps vom Pro bekommen, was über Block Building gelernt, Tipps für tolle Künstler und deren Bücher bekommen und und und.
Ich bin total gespannt auf die nächste Woche. Die Künstlerin heißt Jill Weber. Leider werde ich wohl erst Montag dazu kommen zu starten, aber dann hau ich rein.
Euch ein schönes Wochenende
Liebe Greetz
Silja