Teil 2: Kreativität ist Kopfsache
Um kreativ zu sein, benötigen wir eine positive Einstellung. Wir müssen es uns zutrauen.
In dem Buch „Thinkertoys“, in dem Michael Michalko zahlreiche Kreativitätstechniken beschreibt, beginnt er mit einem ziemlich coolen Beispiel:
Stell dir vor, diese drei Bilder wurden gemalt, um deine Persönlichkeit zu beschreiben.
Angenommen, eines dieser Bilder solle dich mit all deinen Wünschen, Träumen, Stärken und Schwächen symbolisieren, welches Bild würdest du wählen?
Die meisten Menschen wählen entweder das Bild mit der krakeligen Linie oder das leere Bild.
Sie sehen sich als etwas wirres, unvollendetes oder etwas, dem das entscheidende Etwas (noch) fehlt. Oder gar als ein leeres Blatt.
Ich habe auch die krakelige Linie gewählt, da ich das Gefühl habe, mein Wünsche und Aktionen sind über die Jahre hinweg ziemlich durcheinander. Mein Geschmack ändert sich, meine Ansichten.
Kaum ein Mensch wählt die klare, kompakte, kräftige, schwarze Raute. Obwohl sie das ästhetisch schönste Symbol von diesen dreien wäre. Vollkommen. Stark. Ruhig.
Hand aufs Herz: warst du neidisch, dass du nicht diese Raute gewählt hast. Wolltest du eigentlich die Raute wählen, hast aber dann zu viele Fehler bei dir entdeckt und dir gedacht, nee, so gut bin ich nicht? So geht es zumindest vielen.
Hier noch ein Beispiel: Jetzt nehmen wir an, du bist in einem Raum mit der Person, die du am meisten liebst auf er ganzen Welt. Die Person, die dich am besten versteht, die dir am allerwichtigsten ist, die du über alles liebst. Und du darfst eines der drei Bilder wählen und dieser Person als Zeichen deiner Liebe geben. Welches Bild symbolisiert am besten deine Liebe zu dieser Person?
Die Raute, oder? Unsere Liebe für den von uns am meisten geliebten Menschen fühlt sich klar, stark und vollkommen an. Da gibt es keine Zweifel, keine krakeligen Linien oder Leere.
Ist doch verrückt, oder?
Warum gestehen wir uns das nicht unserer ganzen Person zu? Wäre es nicht schön, wenn wir das Selbstbewusstsein hätten, uns als klare Raute, oder gar als einen Diamanten zu sehen?
Tun wir es! Wir müssen optimistisch sein, um kreativ zu sein und uns unsere eigene Kreativität zutrauen.
Michalko nennt zudem ein paar große Künstler und Erfinder: Wenn wir Da Vinci, Thomas Edison, Albert Einstein oder Pablo Picasso heranziehen, alle hatten eines gemeinsam: sie waren optimistisch und fragten sich nach dem „Was gibt es? Was könnte es geben?“ anstatt nur zu sehen „Was nicht geht“. Sie versuchten neue Möglichkeiten zu sehen und zu schaffen, als sich mit dem zufrieden zu geben, dass bereits da war.
Das ist auch dieses klassische „Das geht sowieso nicht“ oder „Das kann ich nicht“. Optimismus heißt, es auszuprobieren. Statt von vornherein zu sagen „Kann ich nicht“, sich zu sagen „Hab ich noch nicht gemacht. Muss ich mal ausprobieren.“. Und wenn’s nicht klappt, sich auch das Üben zuzugestehen. Alle Künstler haben klein angefangen. Jeder von uns hat erstmal in ein Malbuch gekritzelt. Na und?
Ach ja, um noch einmal auf die oben genannten Persönlichkeiten zurück zu kommen: sie haben nicht aufgegeben, sondern weiter gemacht. Optimistisch. Thomas Edison hat angeblich 5.000 Versuche gebraucht, bis seine erste Glühbirne funktionierte. Er hat 4.999 Mal neu angefangen! Albert Einstein war soweit ich weiß ein einfacher Patentangestellter und hat trotzdem seine eigenen Ideen des Universums präsentiert. Und Leonardo da Vinci hat wohl lange gebraucht, bis er seine ersten Bilder verkauft hat. Aber das hat ihn auch nicht an seinem Talent zweifeln und eine andere Karriere einschlagen lassen.
Talent braucht Geduld und Übung bis es zu echtem Können führt.
Oder nehmen wir die „Geschichte von Jack“ als Beispiel, von der ich Freitag geschrieben habe.
Es ist unsere Entscheidung, wie wir die Dinge sehen – ob wir sie positiv und als Chance bewerten oder nur negativ und als Grenze.
Ob wir in einer Niederlage eine Bestätigung unseres mangelnden Talents sehen und es nie wieder probieren, oder ob wir entscheiden, daraus zu lernen fürs nächste Mal. Wie Edison. Oder Jack.
Aber natürlich ist die Einstellung nicht von heute auf morgen da. Sie ist leider auch etwas, das wir über Monate oder gar Jahre aufgebaut haben. Und ja, sicher gibt es auch Fälle, in denen man immer und immer wieder nicht das erreicht hat, was man sich gewünscht hat. Da wird es mit jedem Rückschlag schwieriger, weiter an sich und seine Idee zu glauben.
Trotzdem, man kann eine positive Grundhaltung erlernen und üben.
Am Anfang steht die positive Einstellung gegenüber sich selbst und dem eigenen Können.
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- Teil 1: Kreativität ist Ansichtssache
- Teil 2: Kreativität ist Kopfsache
- Teil 3: Den Kopf austricksen
Das Bild habe ich als Hand Lettering Übung gezeichnet, inspiriert von dem Alphabet von Flora Chang in “Creative Lettering” von Jenny Doh und danach mit Photoshop eingefärbt. Dadurch dass ich es “nur” mit Bleistift gezeichnet hatte (es war eigentlich nur eine Skizze zum Testen), ist es nach dem Abfotografieren ein bisschen ungleichmäßig verblichen. Sieht fast aus wie der hippe “Vintage Style”… *lach*