Leben

Kurz vor dem Weihachtskollaps – mal kurz durchatmen

Das Gesicht auf die Hände gestützt sitze ich auf meiner Bettkante. In meinem Kopf schwirren planlose Gedanken. Durchatmen. Ach Mann, dass bei mir Weihnachten immer alles so auf den letzten Drücker eng wird. Ich ärgere mich total – über mich, meine miese Zeitplanung und über meinen Anspruch an mich selbst, dass immer alles total super und „wow“ sein muss.

Bestimmt 10 min. saß ich gestern Abend so da und ärgerte mich. Dann habe ich tief durchgeatmet, es genauer betrachtet und mir folgende fünf Fragen gestellt (und beantwortet), um mich aus meinem kleinen Vorweihnachtskoller zu ziehen:

Erstmal durchatmen.

Ganz wichtig. Als allererstes zur Ruhe kommen. Fünf mal ganz tief durch den Mund ein- und ausatmen. Dann ein paarmal bewusst atmen, d.h. einfach atmen, aber dabei darauf achten, wie es sich in der Lunge anfühlt, wie sich der Brustkorb hebt und senkt.

1. Welche Gefühle genau schwirren da herum und vermiesen dir gerade die Stimmung?

Eine miese Stimmung ist nicht immer gleich. Um dahinter zu kommen, was einen gerade wirklich stört oder was schief läuft, hilft es, sich der eigenen Gefühle bewusst zu werden

Wie fühlst du dich? Welche Gefühle genau schwirren da herum und vermiesen dir gerade die Stimmung? Warum fühle ich mich gerade mies? Warum genau? Was sind die Auslöser?

Bei mir war es die Verärgerung und Enttäuschung über mich selbst. Schnell kam ich dazu, dass ich so hohe Ansprüche an mich stelle (höhere als andere meist) und einfach viel zu viel mir aufhalse. Also war klar, dass ich mir bewusster werden müsste, wo vielleicht auch ein bisschen weniger Einsatz “vollkommen OK” sein würde. Z.B. dass ich keine selbst gezeichneten Geschenkanhänger mehr machen bräuchte… und die Geschenke nicht alle super-duper-schick eingepackt werden müssten.

2. Was möchtest du am allerliebsten, dass jetzt geschieht?

Diese Frage hilft, sich noch einmal ins Bewusstsein rufen, was einem wirklich wichtig ist und was man sich von Herzen wünscht.

Was möchtest du am allerliebsten, dass Weihnachten geschieht? Welches sind die zwei, drei wichtigsten Momente oder Situationen, die sich Weihnachten ergeben sollen, damit du danach denkst „Hach, das war schön! Das ist Weihnachten für mich.“

Dann kannst du überlege, was du noch tun musst, damit sich diese zwei, drei Situationen ergeben können?
Wann willst du diese Dinge tun? Notiere diese Aufgaben und auch, wann in den nächsten zwei Tagen du sie tun wirst – am besten als Termine im Kalender. Dies sind dann die wichtigsten Punkte.

Jetzt haben wir schon mal die Prioritäten gesetzt. Das gibt prinzipiell schon einmal ein gutes Gefühl und versprüht eine Ruhe im Körper, wenn man sich die schönen Momente vorgestellt hat, auf die man hinarbeitet und sich fest vorgenommen (und genau geplant hat), diese Dinge auch zu tun, die diese Momente ermöglichen.

Bei mir war das zum Beispiel, hier zu posten. Gut, da wusste ich noch nicht, dass ich genau über diese halbe Stunde auf dem Bett sitzen, heute schreiben würde. Aber mir wurde klar, dass es mir so viel Spaß bringt und mir so ein gutes Gefühl gibt, dass ich heute unbedingt den Vormittag nutzen würde, um einen Post zu schreiben.

3. Welche Dinge sind wirklich absolut notwendig?

OK, na klar, es gibt auch ein paar Dinge, die absolut notwendig sind – auch damit Weihnachten so stattfindet, wie du dir und deine Familie es sich vorstellen.

Was sind nun Dinge, die absolut notwendig sind, die noch zu tun sind? Nur solche Dinge, ohne die der Heiligabend wirklich in Gefahr gerät?
Für mich ist das zum Beispiel das Packen der Koffer und das Einpacken der Geschenke. Ohne Klamotten an Heiligabend wäre schon doof und mit uneingepackten Geschenken auch.
Wann willst du diese Dinge tun? Was ist der Minimum-Aufwand, der für diese Dinge notwendig ist? Aber hier muss ich mich zügeln, realistisch zu bleiben. Das habe ich aus der ersten Frage gelernt. Ich plane oft zu wenig Zeit für etwas ein, nehme mir deswegen zu viele Dinge für einen Tag vor und ärgere mich dann, dass ich doch nicht alles geschafft habe. Also, hier galt für mich: realistisch bleiben!

4. Was tut dir gut?

Häufig passiert es in stressigen Phasen, dass wir (ich zumindest) uns selbst aus den Augen verlieren. Unsere eigenen Bedürfnisse stellen wir dann hintenan. Als Mama passiert das besonders oft. Ist ja auch klar, weil man nicht nur für sich selbst, sondern eben auch für andere verantwortlich ist.
Aber man sollte immer aufpassen, dass es nicht Überhand nimmt und dann gegensteuern.

Wieviel Zeit brauchst du für dich und was tust du dann, damit du dich gut fühlst? Jetzt plane ein, wann du dir diese Zeit in den nächsten Tagen nehmen wirst.

5. Was wäre darüber hinaus noch schön?

So, jetzt schau dir schon mal deinen Zeitplan an. Wie sieht es denn bisher aus? Hast du auch nichts vergessen? Mahlzeiten, Zeit mit und für dein Kind, Fahrtzeiten, etc.

Wenn jetzt noch Luft im Kalender ist, okay, dann gehen wir noch eine Runde weiter.

Was sind nun die Dinge, die du „eigentlich ganz gerne auch noch machen würdest“? Die du im Kopf hattest, geplant hattest, aber die in den letzten Tagen irgendwie immer hinten runter gefallen sind?
Welche davon müssen wirklich noch vor Weihnachten sein? Welche können auch warten? Auch wenn es vielleicht unbefriedigend ist, aber ist Weihnachten wirklich in Gefahr?

Ich habe zum Beispiel letzte Woche Schuhe gekauft, die mir doch nicht so hundertprozentig gefallen und wollte sie unbedingt noch umtauschen vor Weihnachten, weil ich mich dann besser fühlen würde und evtl. schon die neuen Schuhe zu Weihnachten anziehen könnte. Aber nein, wirklich notwendig ist das nicht. Daher werde es es nach Weihnachten machen.

 

Mir haben diese Fragen gestern Abend geholfen, mich aus meinem kleinen Koller zu ziehen. Ich habe mir dann Sportsachen angezogen und bin noch ins Fitness-Studio geflitzt (obwohl es schon halb zehn war… die Energie hatte ich schon seit Wochen nicht mehr aufgebraucht!). Danach habe ich sogar noch die Geschenke eingepackt und bin schließlich sehr zufrieden ins Bett gegangen, weil ich wusste, dass ich die notwendigen Dinge geplant habe und zusätzlich auch die mir so wichtigen Dinge würde tun können.

Weiter geht’s im Weihnachtstrubel – aber jetzt eben einen Schritt langsamer und bewusster.

Liebe Greetz

Silja

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