Spontangeburt oder Kaiserschnitt – Was ist eigentlich besser?
Wisst ihr, was mich total stört? Dass überall die natürliche Spontangeburt über den Klee gelobt wird und der Kaiserschnitt total verpönt ist. Damit macht man es den Frauen schwerer als nötig, die einen Kaiserschnitt haben werden oder hatten. Das ist nicht fair. Ich hatte sowohl einen Kaiserschnitt als auch eine Spontangeburt und habe die Unterschiede erlebt.
In Geburtsvorbereitungskursen, von Hebammen und in Büchern habe ich es vielfach erlebt, dass die natürliche oder Spontangeburt (d.h. durch Wehen oder den Fruchtblasensprung ausgelöst) als die bessere Geburtsmethode dargestellt wird. Sicher, die Spontangeburt hat viele Vorteile und ja, so haben Frauen schon seit Urzeiten die Kinder zur Welt gebracht. (Aber dabei starben auch viele Kinder und Frauen.) Richtig ist sicher auch, dass die Kaiserschnittrate in Deutschland im Vergleich zu manch anderer Industrienation hoch ist. Bestimmt sind da auch Fälle bei, bei denen es mit ein bisschen mehr Zeit im Kreißsaal und einer etwas stärkeren Unterstützung der Hebammen zu einer Spontangeburt gekommen wäre, bei der also vermeintlich zu früh ein Kaiserschnitt durchgeführt wurde.
Ich kann mir auch vorstellen, dass Krankenhäuser manchmal angehalten sind, den Kaiserschnitt zu präferieren, da dies angeblich höhere Sätze von der Krankenkasse ergibt und die Auslastung der Geburtsstation erhöht oder zumindest besser geplant werden kann.
Aber was mich echt stört, ist, dass dadurch die Frauen, die einen Kaiserschnitt hatten, sich Vorwürfe machen, sie hätten “es nicht geschafft”. Oder solche, bei denen aus medizinischen Gründen ein Kaiserschnitt gemacht werden muss, sich vorab Sorgen machen oder alles Mögliche versuchen, um doch noch die Spontangeburt “hin zu kriegen”. Zu allem Überfluss wird man dann im Nachgang so peinlich berührt oder mitleidig angeschaut, wenn man sagt, dass man einen Kaiserschnitt hatte. Das finde ich nicht fair.
Ein Kaiserschnitt geschieht nicht grundlos. Sehr oft ist er schlichtweg die in der Situation sicherere Entbindungsmethode für die Frau und das Kind. Und jeder sollte sich bewusst sein, dass wenn eine Frau sagt, sie habe ihr Kind per Kaiserschnitt geboren, dass sie hierbei viel erlebt hat. Eine Geburt ist eh eine Achterbahn. Bei jeder Methode.
Daher wäre es schön, wenn wir einfach jeder Frau Respekt zeigen – egal ob nach einem Kaiserschnitt oder einer Spontangeburt, denn sie hat in jedem Fall Großartiges geleistet. Die ganze Schwangerschaft ist echt schon ein hartes Stück Arbeit.
Wenn ich meine beiden Entbindungen vergleichen soll, so muss ich sagen, keine der beiden Methoden war “die bessere”. Beide waren sehr strapaziös für mich und das Kind, aber so sind Geburten eben. Im Endeffekt waren beide total OK. Der Kaiserschnitt kam plötzlich und hat mich daher mental ziemlich mitgenommen. Schmerzen hatte ich natürlich während der Geburt natürlich, dafür danach noch einige Tage. Das ist aber alles im Rückblick halb so wild.
Die Spontangeburt war auch kein Zuckerschlecken. Sowohl während der ca. 20 Stunden Wehen als auch in den Tagen danach hatte ich große Schmerzen. Jetzt, zwei Monate später, ist das im Rückblick ebenfalls halb so wild. Zugeben muss ich, das eigentliche Geburtserlebnis war bei der Spontangeburt noch eindrücklicher und – im Rückblick aber erst – sehr schön gewesen. Aber auch beim Kaiserschnitt ist es ein besonderer Moment.
Für mich waren beide Methoden absolut vergleichbar was Strapazen, Schmerzen und Erlebnis angeht. Ein kleiner Mensch wird aus dir geboren. Das ist ein absolutes Wunder! Ganz gleich mit welcher Methode dieser zur Welt kommt.
Ich kann allen Frauen, die schwanger sind und unsicher, ob sie einen Kaiserschnitt (z.B. wegen einer Beckenendlage) wählen sollen, nur empfehlen, sich auf das einzulassen, was auch immer kommt. Ein Kaiserschnitt ist eine gute Methode, eine Spontangeburt ebenfalls. Wenn die Umstände eben eher auf einen Kaiserschnitt deuten, sollte man sich nicht zu verrückt machen. Das Wichtigste ist, dass die Schwangere mit Zuversicht und einem guten Gefühl in die Geburt geht – ganz egal bei welcher Methode.
Und an alle anderen die Bitte: zeigt mehr Anerkennung für die Frauen, die einen Kaiserschnitt hatten. Oft steht eine Geschichte dahinter.